Nepal 2010

[28.10.2010]

Ama Dablam, Herbst 2010

Am 28.10. landeten wir in Kathmandu. Wir waren eine Gruppe von 6 Bergkameraden: Harry Höll mit seiner Freundin Witti Eibl, Christian Stögner mit Vroni Pernkopf, Werner Strittl und ich. Nach einigen Tagen der Vorbereitung begann der abenteuerliche Flug nach Lukla. Die Landung auf 2800m war sehr spannend, es klappte jedoch alles perfekt. Dort wurde unsere Expetitionsausrüstung auf die Yak‘s verteilt. Am selben Tag noch wanderten wir gemütlich nach Phadking – unser erstes Ziel auf unserer Trekking- bzw. Akklimationsphase. Am nächsten Tag gings weiter nach Namze Basar, eine wunderschöne Stadt, die aussieht wie ein Amphietheater. Hier bekommt man noch alles, sogar Internet. Am nächsten Morgen erwachten wir bei Neuschnee. Wir wanderten weiter und auf einmal riss die Wolkendecke auf, und zum Vorschein kamen alle Riesen wie Everest, Nuptse, Lhotse und natürlich auch unser Gipfel die Ama Damlam war zu sehen, einfach gewaltig.

Weiter gings nach Tengboche, wo ein wunderschönes Kloster stand. In den nächsten Tagen ging es über Pangboche, Pheriche und Dughla nach Lobuche und weiter nach Gorakshep. Die kleinen Häuser liegen schon auf 5140m, wo man die Höhenluft schon ordentlich zu spüren bekommt. Hier liegen einem die Achttausender-Riesen Everest und Lhotse zu Füßen. Am Abend des 5.11. ging es noch auf „den Aussichtsberg“ im Everestgebiet, dem Kalapatthar auf 5550m. Kurz vor Sonnenuntergang verwandelte sich alles in ein atemberaubendes Rot.

Talauswerts ging es dem Khumbu Gletscher entlang über Dughla nach Dingboche. Dingboche befindet sich am Fuße der Nordwand der Ama Dablam. Leider mussten wir in dieser Wand einen Hubschrauberabsturz mitansehen.

Schon um 6:30 Uhr des nächsten Tages blickte ich gespannt zur Ama Dablam, wo gerade eine neuerliche Rettungsaktion des deutschen David Göttlers und seinem japanischen Partner stattfand.

Am 9.11. erreichten wir das Basislager und somit das Ende unserer Trekkingtour. Werner erwischte einen Infekt, und so blieben er und die 2 Mädels noch im Tal. Das Basislager ist super schön gelegen auf 4630m – eine fußballfeldgroße Wiese, wo mittendurch ein Bach fließt. Jeder war begeistert. Da wir vorerst nur zu dritt waren, schmiedeten wir neue Pläne und so gingen Harry, Christian und ich Richtung vorgeschobenes Basislager (ABC), welches wir nach ein paar Stunden auf 5400m erreichten. Dort schlugen wir unser Zelt auf und deponierten Material. Nach einigen Stunden gings wieder hinab ins Base Camp, wo unsere Köche Lila und Tower schon mit einem mehrgängigen Menü auf uns warteten.

Das Wetter für die nächsten Tage sah gut aus und so stiegen wir abermals mit Vroni und Witti zum ABC auf, jedoch immer noch ohne Werner. Den beiden setzte die Höhe schon ordentlich zu, aber überglücklich erreichten wir schlußendlich das Zelt. Die Zeit des Abschieds war gekommen, denn für Witti und Vroni ging der Flug schon eine Woche früher zurück in die Heimat. Nach einer schlaflosen Nacht kroch ich beim ersten Tageslicht aus dem Zelt und fing an Wasser zu schmelzen. Unser Plan für heute war eigentlich ins Camp II aufzusteigen, da wir jedoch allesamt sehr erschöpft waren, beschlossen wir nur ins Camp I zu gehen um dort Material zu deponieren. Das Blockgelände war sehr anstrengend zum Gehen, sodass wir für 400HM gut 2,5h benötigten. Um 19 Uhr funkten wir vom ABC aus mit Werner und er teilte uns mit dass es ihm schon wieder besser geht und er morgen schon zu uns aufsteigen möchte.

Mit Harry und Christian startete ich gegen 9Uhr Richtung Camp I. Wir machten eine kurze Pause um Material aufzunehmen und dann ging es weiter Richtung Camp II. Durchgehender Blockgrat zwischen 3. und 4. Grad, Schlüsselstelle ist der Yellow Tower, ein fast 20m hoher Granitturm. Mit schwerem Rucksack kein einfaches Unterfangen. Die Beiden blieben im Camp II und ich ging runter ins ABC zu Werner. Er erwartete mich bereits und machte einen relativ fitten Eindruck auf mich. Am nächsten Tag gingen Werner und ich wieder ins Camp I. Leider ging es ihm sehr schlecht und ich fing an zu überlegen, wie es wäre alleine hochzusteigen. So mussten wir abermals absteigen ins ABC und von Harry hörten wir, dass er und Christian bis Camp III gekommen sind und den Gipfel am nächsten Tag probieren möchten. In der Früh starteten Werner und ich gemeinsam los, jedoch musste Werner nach etwa 20 Minuten aufgeben, da er mit seinen Kräften völlig am Ende war, er drehte um und stieg ins Basislager ab. Ich ging an diesem Tag bis kurz unterhalb des Camp III, dem sogenannten Camp 2.9. Auf dem Mushroom Ridge traf ich Harry und Christian, die erfolgreich vom Gipfel der Ama Dablam kamen. Ich gratulierte ihnen kurz und ging aber bis zu meinem Camp weiter. Camp 2.9 ist ein kleiner Platz auf der Lee-Seite des Grates direkt unter einem riesigen Serac, also objektiv nicht so ungefährlich, jedoch windstill. Körperlich fühlte ich mich gut und das Wetter schien auch gut zu bleiben, so beschloss ich am nächsten Tag auch den Gipfel zu probieren.

Mein Gipfeltag begann um 5:45 Uhr mit -17°C. Nachdem ich mir viel Tee zubereitet hatte, ging ich um 7 Uhr los Richtung Camp III. Nach den vom Wind zerfetzten Zelten, raubte mir ein Steilaufschwung von ca. 70 Grad Blankeis gleich mal den Atem. Der starke Wind erschwerte mir das Vorwärtskommen und ließ mich dadurch etwas an meinem Vorhaben zweifeln. An einem riesigen Serac (Die Dablam) ging es in einigen Seillängen rechts vorbei. Danach kam ich auf den Grat, der sich bis zum Gipfel hochzieht. Körperlich war ich gut in Form, denn der Abstand zu den nachfolgenden Bergsteigern, ein Mexikaner + Sherpa und ein Australier + Sherpa wuchs und wuchs. Trotzdem war es eine Tortur, maximal 10 Schritte und dann wieder verschnaufen. Der Wind wurde immer stärker, sodass ich mir meine Nase leicht anfror. Meter für Meter kämpfte ich mich hoch. Den Abstand hatte ich bereits auf 5 Schritte verkürzt. Um ca. 10 Uhr erreichte ich überglücklich den Gipfel der Ama Dablam mit 6850m. Ich war fix und fertig. Die prominenten 8000er waren zum Greifen nahe. Keine 10 Minuten später begann ich gleich mit dem Abseilen und kurze Zeit später war ich auch schon wieder bei Camp 2.9. Die Anspannung lies sofort nach und ich wurde schrecklich müde. Ich versuchte im Camp ein wenig zu schlafen, aber der Serac begann zu krachen und so stieg ich gleich weiter ab zu Camp I. Wie in Trance bin ich hinunter, packte Werner`s Kletterzeug vom Camp I ein. Ich trottete weiter zum ABC, welches ich auch noch abbaute. Am Weg Richtung Base Camp traute ich kaum meinen Augen. Werner kam mir entgegen, nahm mir meinen ca. 30kg schweren Rucksack ab und wir gingen zusammen ins Base Camp, wo mich Harry und Christ voller Freude empfingen. Ich konnte mich an diesem Tag nur wenig über meinen Gipfelsieg freuen, da ich sofort einschlief, erst am nächsten Morgen realisierte ich mein Gipfelglück.